Analyse der Wächterlymphknoten zur verlässlichen Diagnostik bei Gebärmutterkörperkrebs

In der Schweiz erkranken jährlich rund 950 Frauen an einem Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom). Es ist damit die häufigste gynäkologische Krebserkrankung. Eine neue Studie zeigt, dass die Untersuchung der Wächterlymphknoten auf vorhandene Tumorzellen, das sogenannte «Sentinel node mapping», eine präzise Diagnose des Krankheitsverlaufs zulässt. Interessant ist dabei insbesondere die Tatsache, dass eine prophylaktische Entfernung von Lymphknoten (Lymphadenektomie) keinen weiteren positiven Effekt auf die Überlebenschance der Patientinnen hat.

Wächterlymphknoten sind die Lymphknoten, die in unmittelbarer Nähe eines Tumors liegen. Befinden sich in den Wächterlymphknoten Tumorzellen, ist dies ein Indiz dafür, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Metastasen in den Lymphknoten der Umgebung befinden. Die Untersuchung der Wächterlymphknoten ist deshalb auch beim Endometriumkarzinom ein wichtiges diagnostisches Mittel, um das Fortschreiten der Krebserkrankung zu beurteilen und entsprechende Therapiewege einzuleiten.
In einer umfassenden neuen Studie wurde die Langzeitüberlebensrate von Patientinnen untersucht, die zwischen 2006 bis 2016 an einem Endometriumkarzinom erkrankten. Die Patientinnen wurden retrospektiv in drei Gruppen eingeteilt, je nach Methode, die bei der Krankheitsdiagnose angewandt wurde:

1)    die Wächterlymphknoten wurden untersucht (Sentinel node mapping) und nur entfernt, wenn sie von Tumorzellen befallen waren 
2)    die Wächterlymphknoten wurden untersucht und anschliessend prophylaktisch operativ entfernt (Lymphadenektomie) 
3)    die Lymphknoten wurden prophylaktisch entfernt (Lymphadenektomie), ohne dass sie vorher untersucht wurden

Die Resultate zeigen, dass sich das durchschnittliche Langzeitüberleben der drei Patientinnen-Gruppen nicht unterscheidet. Die Studienverantwortlichen folgern daraus, dass Sentinel node mapping eine verlässliche Diagnose des Krankheitsverlaufs und damit der Therapiefindung zulässt. Eine zusätzliche prophylaktische Entfernung nicht-befallener Lymphknoten hat keinen Einfluss auf die durchschnittliche Langzeit-Überlebenschance der Patientinnen. 

Publikationsangaben
G. Bogani, V. Di Donato, A. Papadia, A. Buda, J. Casarin, F. Multinu, F. Plotti. I. Cuccu, T. Golia D'Auge, ML Gasparri, C. Pinelli, AM Perrone, F. Barra, F. Sorbi, A. Cromi, G. Di Martino, I. Palaia, G. Perniola,  S. Ferrero, P. De Iaco, C. Perrone, R. Angioli, D. Luvero, L. Muzii, F. Ghezzi, F. Landoni, MD Mueller, PB Panici, F. Raspagliesim: Evaluating long-termoutcomes of three approaches to retroperitoneal staging in endometrial cancer, Gynecologic Oncology, https://doi.org/10.1016/j.ygyno.2022.06.007