Behandlung von Knochenkrebs mit 3D-Implantaten

Dank individuellen Implantaten aus dem 3D-Drucker haben Knochenkrebs-Betroffene nach einer Tumorentfernung am Becken eine deutlich höhere Lebensqualität.

Wenn Krebs den Knochen befällt, muss dieser entfernt werden. Eine folgenschwere Operation, vor allem, wenn das Becken betroffen ist. Bei Patienten mit einem Sarkom des Beckens war es bisher kaum möglich, die Anatomie wiederherzustellen, so dass die Patienten in ihrer Mobilität stark eingeschränkt waren. An Sport war nicht zu denken und viele Patienten konnten nicht in ihren Beruf zurückkehren. Heute können sie dank individueller 3D-Implantate aus trabekulärem Titan schon nach erstaunlich kurzer Zeit wieder selbständig gehen und leichte sportliche Aktivitäten ausüben.

Millimetergenaue Implantate aus dem 3D-Drucker

Bis vor wenigen Jahren wurden entferne Beckenknochen mit nicht anatomischen Prothesen oder Leichenknochen ersetzt. Heute können Implantate aus porösem Titan in einem 3D-Drucker hergestellt werden. Hierdurch kann die Anatomie des Patienten nachgebildet werden. Ausserdem kann der gesunde Knochen dank der feinmaschigen Struktur der Implantate in das Material hineinwachsen. Damit erhält das Becken die nötige biomechanische Stabilität, die es für die Funktion im Alltag braucht. «Die funktionellen Resultate sind in Anbetracht der Grösse des Eingriffs unglaublich, solche Erfolge wären vor wenigen Jahren noch nicht denkbar gewesen», sagt PD Dr. Frank Klenke, der Leiter Tumororthopädie am Inselspital. 

Virtuelle Modelle für Herstellung und Simulation

Eine solche Operation wird mit modernster Computer- und Drucktechnologie über mehrere Wochen vorbereitet. Nachdem der Tumor mit CT- und MRI-Aufnahmen lokalisiert worden ist, wird anhand dieser Daten ein virtuelles 3D-Modell des befallenen Knochens erstellt. So können die Ärzte genau definieren, wie der Knochen geschnitten werden muss, wie viele Zugänge dafür nötig sind und wie man das Implantat mit Titanschrauben am gesunden Knochen befestigen kann. Die Operation selber wird im Vorfeld simuliert, damit potentielle Schwierigkeiten schon im Vorfeld so gut wie möglich ausgeräumt werden können. Dieser komplexe Prozess zwischen einem internationalen Team von Ärzten, Ingenieurinnen und Drucktechnologen wurde am Inselspital erstmals 2015 durchgeführt. Seither werden am Tumorzentrum pro Jahr circa drei 3D-gedruckte Beckenimplantate aus Titan eingesetzt.

Radfahren mit einem Beckenimplantat

Am Race for Life 2018 wird am Stand des Tumorzentrums das Modell eines Implantates live gedruckt. Die anwesenden Orthopäden erklären Ihnen, welche komplexen Prozesse hinter einer solchen Operation stehen und wie die Lebensqualität der Betroffenen danach aussieht. Dass sie besser ist denn je beweist, dass ein Patient von PD Dr. Frank Klenke beim Race for Life mitfahren wird. Er stellt sich zudem in den Diskussionsrunden (Stand Tumorzentrum, 13.00 bis 13.30 Uhr / 15.00 bis 15.30 Uhr) den Fragen rund zu seinem Krankheitsverlauf.