12. April 2024

Die Netzwerk-Pionierin

Nicole von Allmen ist mit dem klaren Ziel angetreten, ein Netzwerk zu schaffen, das die brillanten Köpfe der Krebsforschung in Bern verbindet. Denn fächerübergreifende Forschung ist das Gebot der Stunde. Der erste Schritt steht kurz bevor.

In den Gängen eines führenden universitären Krebszentrums pulsiert unaufhörlich die Energie der Forschung. Hier werden relevante, manchmal sogar bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Hier, in Bern.
Vielen ausserhalb der Wissenschaftswelt bleibt dies oft verborgen.

Aufbauen

Ich treffe Nicole von Allmen an einem ihrer Arbeitsplätze, im Institut für Gewebemedizin und Pathologie der Universität Bern. Es ist früher Vormittag. Konzentrierte Ruhe. Der Blick schweift über allerlei Dachlandschaften und Fassaden des Inselcampus und zum alten Bettenhochhaus des Inselspitals, ihrem zweiten Arbeitsplatz.

Die promovierte Mikrobiologin startete ihre Karriere als Grundlagenforscherin in den USA, hatte danach leitende Positionen im Forschungsumfeld im In- und Ausland inne und arbeitet seit Herbst 2023 am Krebszentrum in Bern.

Ihr Auftrag: ein Netzwerk aufbauen.

Sowohl für die Öffentlichkeit ...

Sie wird das Berner Netzwerk von Krebsforschenden der Universität Bern und des Inselspitals aus der Taufe heben. Es nennt sich «Cancer Research Network Bern (CRNB)». Einerseits soll es die laufende Krebsforschung und ihre Errungenschaften in der Öffentlichkeit bekannt machen, andererseits soll es die Forschenden selbst unterstützen.

Die Bedeutung des universitären Krebsforschungsplatzes Bern ist in der Öffentlichkeit und in der Politik ausbaufähig. «Die Gründung des Forschungsnetzwerks soll ein Zeichen setzen. Ich schätze, dass an der Universität und am Inselspital über 200 Personen in der Krebsforschung tätig sind, sei es im Labor, im Datenzentrum, in der Klinik oder am Krankenbett», sagt Nicole von Allmen.

Warum soll die Öffentlichkeit davon erfahren?

... als auch für den Forschungsstandort Bern

Die Wissenschaft leistet einen immensen Beitrag an die öffentliche Gesundheit und nimmt diesen Auftrag sehr ernst. Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit Einblick und Vertrauen in die Forschung und ihre Fortschritte hat.

Zuletzt wurde dies bei Corona deutlich. Die Wissenschaft muss immer wieder verständlich erklären, woran sie forscht, was sie bereits erreicht hat und wie die Errungenschaften jeder einzelnen Person zugutekommen.

Je bekannter ein Forschungsnetzwerk und seine Player sind, desto eher finden sie Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten, Datenbanken oder Infrastrukturen für Forschende.

Zusammenarbeiten

Der globale Trend heisst: Gemeinsam in Kooperation die grossen Probleme lösen – das gilt auch für Krebserkrankungen. Die Fragen in der Krebsforschung sind komplex. Auch in der Wissenschaft hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit ein Gewinn ist.

Der Schweizerische Nationalfonds, die wichtigste Schweizer Förderinstitution, hat in den letzten zehn Jahren zunehmend längere Projekte mit grösseren und interdisziplinär vernetzten Teams unterstützt. Er stellt eine «zunehmende Relevanz kollaborativer Forschung» fest.

Mit anderen Worten: Der Staat fördert vermehrt Forschungsprojekte, bei denen verschiedene Berufsgruppen aus unterschiedlichen Blickwinkeln gemeinsam an einem Thema arbeiten.

Zuerst die Website

Hier setzt das Netzwerk CRNB an. Zusammenarbeit und Vernetzung braucht Visibilität und eine Plattform, auf der man sich kennenlernen und austauschen kann. Und zwar so, dass es für alle Beteiligten einen Vorteil bringt. «Forschende werden von Forschungsfragen getrieben und vom Bedürfnis Antworten zu finden», sagt Nicole von Allmen.

Ein erster Schritt ist die Website. Demnächst geht das Netzwerk CRNB online. Weiter sind interdisziplinäre Netzwerktreffen geplant, an denen sich Forschende aus der Grundlagen-, translationalen Forschung und klinischen Forschung (siehe unten) austauschen und gemeinsam nach Lösungen für Probleme suchen.

Das Ziel: «Die Forschenden sollen sehen, woran in ihrer unmittelbaren Umgebung geforscht wird und wer daran beteiligt ist. Das erhöht letztlich die gegenseitige Unterstützung und ihre Chancen, Projekte effizient voranzutreiben und finanziert zu bekommen.»

(Text: Peter Rüegg)

University Cancer Center Inselspital (UCI)

Das UCI ist ein führendes Schweizer Zentrum für die Diagnose und Behandlung von Krebs. Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung finden hier ein breites Angebot von individuell zugeschnittenen Therapieansätzen. In zwölf Organzentren werden sie von hochspezialisierten Teams betreut. www.tumorzentrum.insel.ch